Medienmitteilung vom 29.04.2025: Schabbes, Schnitzel, Mehrbettzimmer: Leben im jüdischen Altersheim «La Charmille» in Riehen (1947–2001)

Die neue Sonderausstellung im MUKS beleuchtet über 50 Jahre Alltag im jüdischen Altersheim «La Charmille». Die Ausstellung und die zeitgleich erscheinende Publikation basieren auf der Forschungsarbeit von Studierenden des Zentrums für jüdische Studien der Universität Basel.

«La Charmille» war mehr als ein Altersheim – es war ein Zufluchtsort, eine Schicksalsgemeinschaft und ein Ort jüdischer Kultur. 1947 in Riehen eröffnet, wurde es 2002 nach Basel verlegt und als interreligiöses Alterszentrum Holbeinhof neu eröffnet, die Gebäude in Riehen wichen 2004 einer Wohnüberbauung.

 

Die Erschliessung der Geschichte des Heims wurde von den Geschwistern Steffi und Peter Bollag, die als Kinder des Koches auf dem Areal aufwuchsen, angestossen. Im Rahmen eines Forschungsseminars von Erik Petry, stellvertretender Leiter des Zentrums für Jüdische Studien der Universität Basel, führten Studierende Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und durchforsteten Archive. Die Ausstellung im MUKS greift unter anderem auf diese Biografien zurück, die von tragischen Wendungen des Lebens, von Flucht und Ankommen erzählen.

 

Trauma, Tradition und Gemeinschaft

Mit seiner besonderen geografischen Lage am Rande der Schweiz, unmittelbar zur deutschen Grenze gelegen, war «La Charmille» eine der wenigen jüdischen Einrichtungen dieser Art in der Schweiz und im weiteren europäischen Umfeld. Das Heim nahm Menschen aus vielen Ländern und unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten auf, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat suchten. Viele der ersten Bewohnerinnen und Bewohner waren Überlebende des Holocausts. «La Charmille» bot ihnen Sicherheit und die Möglichkeit, jüdische Traditionen und Riten zu leben. 

                

Ein Heim mit internationaler Ausstrahlung

Im Laufe der Jahre wurde «La Charmille» zu einem Begegnungsraum, dessen Ruf über die Landesgrenzen hinausstrahlte. Einige Bewohnerinnen und Bewohner waren bekannte Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft. So verbrachten die Schauspielerin Betty Isolani-Perl, deren Tochter und Schriftstellerin Gertrud Isolani, die Historikerin Selma Stern und der Schriftsteller Hermann Kesten ihren Lebensabend in der «La Charmille».

 

Die Ausstellung und die Publikation beleuchten einen einzigartigen Mikrokosmos im Weltgeschehen und erzählen vom Alltag in einem Altersheim und der Resilienz der Menschen in «La Charmille». 

 

Ausstellung

«Schabbes, Schnitzel, Mehrbettzimmer. Leben im jüdischen Altersheim «La Charmille» in Riehen (1947-2002)»

23. Mai 2025 bis 2. März 2026

MUKS, Museum, Kultur und Spiel Riehen, Baselstrasse 34, Riehen

Vermittlungsprogramm und Schulangebote unter http://www.muks.ch

 

Publikation

Die gleichnamige Publikation (gebundene Ausgabe, 256 Seiten, CHF 29.80) erscheint im Mai 2025 im Friedrich Reinhardt Verlag.

Bestellung unter www.reinhardt.ch oder im Shop des MUKS erhältlich.

 

Vernissage

Donnerstag, 22. Mai 2025, ab 18.30 Uhr, Landgasthofsaal Riehen

Begrüssungen und Podiumsgespräch:

  • Stefan Suter, Gemeinderat Riehen
  • Marc Herz, Präsident Verein «Jüdisches Heim La Charmille»
  • Silvio Benz, Mitglied Redaktionsgruppe Publikation
  • Steffi Bollag, Zeitzeugin und Präsidentin Israelitische Gemeinde Basel
  • Julia Nothelfer, Leiterin MUKS
  • Erik Petry, Forschungsseminar Zentrum Jüdische Studien 

Moderiert von Peter Bollag, Journalist und Autor.

 

Weitere Auskünfte erteilen:

  • Julia Nothelfer, Leiterin MUKS, @email, Tel. 061 646 81 05
  • Miriam Cohn, Leiterin Bildung & Vermittlung, @email Tel. 061 646 82 34

 

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